Gangbrunch

Das Informelle und Spontane hat Charme, aber es herrschte unter den BewohnerInnen der Cohousingsiedlung Lebensraum am Sonntag früh Verwirrung. 

Seit Freitag kursierten zwar vage Gerüchte um einen bevorstehenden Vormittagsbrunch am Gang, aber am Sonntagmorgen schien es, als ob das Unbestimmte und Unverbindliche seinen gewöhnlichen Lauf nimmt und im Nichts endet. Daher begannen einige ihre Haushaltsroutine, gingen Wäsche waschen, holten Wasser vom Gemeinschaftsbrunnen oder genossen die Vormittagssonne im Hof und unterhielten sich, während Julia, Christian und der kleine Konstantin eifrig Palatschinken für den Brunch ohne konkreten Termin produzierten. Ein Dutzend Palatschinken als Kristallisationspunkt, die Vorfreude der Nachbarn auf geselliges Beisammensein und ein paar hemdsärmlige Handgriffe brachten den Brunch wieder auf Schiene. Und wenige Augenblicke später saßen sie beieinander. Aus den Wohnungen wurden allerlei Köstlichkeiten herangeschleppt, die Kinder holten mit einem Bobby-Car im Anhänger Weintrauben vom Gemeinschaftshof und eine Saftpresse machte daraus wohlschmeckenden Traubensaft. Am Gang roch es nach Kaffee und Palatschinken. Die Kinder quietschten vor Vergnügen oder jammerten, es wurde gelacht und diskutiert, andere Nachbarn gesellten sich hinzu und zwei Stunden später war der Gang wieder ein nur ein Gang. Bis zum nächsten Brunch, wo er sich abermals - zumeist recht spontan - in eine Art Tempel des Gemeinschaftslebens verwandelt.

Spontaner Gangbrunch am Sonntag Vormittag