Es ist herrlich die eigenen Talente und Leidenschaften sinnvoll einbringen zu können. Das technische Hochrüsten des Eigenheims oder der Ausbau zu einem verschnörkelten Barockschlösschen wird mitunter als hohle, sinnentleerte Tätigkeit erlebt, die nur um sich selbst kreist. Es macht eben mehr Sinn, wenn mehrere Menschen profitieren, etliche Probleme gelöst werden oder viele einen ästhetischen Genuss erleben können.
Wenn du anderen etwas gibst, dann bekommst du immer was zurück
In der Werkstatt: Drehkran |
Diese Behauptung einer Slumbewohnerin aus Nairobi habe ich soeben in einem Radiofeature aufgeschnappt. Sie hat neun eigene Kinder und weitere elf Waisenkinder aufgenommen, von denen ein Kind behindert und ein anderes HIV-positiv ist. Diese Lebensumstände lassen sich natürlich nicht mit den unseren vergleichen aber da ökonomische Überlegungen bis in die hintersten Winkel unserer Existenz vorgedrungen sind und wir häufig fürchten von anderen benutzt bzw. ausgenutzt zu werden, was bleibt uns noch?
Errichtung des Windrads |
Zunächst ist da einmal die persönliche Leidenschaft, die Flow-Erlebnisse ermöglicht, wenn wir das tun, was wir gerne tun. Folge davon können Nachtschichten in der Werkstatt oder Konflikte mit der Partnerin sein, wenn man Projekte unbedingt abschließen möchte. Angefeuert von der Vorfreude auf die Beobachtung von kleinen emsigen Bauarbeiter wird der Drehkran für den Kinderspielplatz geschweißt. Das Dach des Lagerschuppens neu gedeckt, damit der soeben erworbene Rasentraktor für den gemeinsamen Fußballplatz im Trockenen steht und das sonntägliche Kickerl mit den Nachbarn auf gepflegtem Rasen stattfindet. Oder es wird stundenlang im Internet für den Bau des Brotbackofens recherchiert, um das Darben nach gutem Brot zu beenden.
Freundschaft durch gemeinsame Motive und Projekte
Wenn an einem Aktionstag 20 oder mehr Bewohner an der Erhaltung, Behübschung oder Verbesserung der Siedlung arbeiten, dann hat das Flair. Es erinnert mich an die Kindheit, wo nahe und ferne Verwandte anlässlich der Weinlese zusammen gekommen sind, gemeinsam gearbeitet, geplaudert, gegessen und getrunken haben - oft bis spät in der Nacht. Jetzt sind es eben "Wahlverwandte" mit dem verbindenden Motiv der Pflege oder Weiterentwicklung des gemeinsamen Lebensraumes. Arbeiten, schwatzen, essen, trinken, singen, musizieren und feiern am Lagerfeuer. Dieser Teil der Vorstellung vom guten Leben hat sich über die Jahrtausende nicht wirklich verändert. Manche bleiben zu Hause, nehmen nicht Anteil, sind kein Teil von gemeinsamen Visionen oder Projekten. Sie bleiben für sich, privat. Im Antiken Griechenland wurden sie ohne abwertende Bedeutung Idiotes genannt.